7. Januar 2018

Wir sind jetzt seit etwas über 4 Monaten in Kanada und wir haben schon so viel erlebt. Jetzt ist sogar schon 2018. Die Zeit rast einfach! Daher dachten wir, machen wir mal einen Blogeintrag indem wir ein kleines Fazit über die letzten 4 Monate ziehen, was wir so erlebt haben und auch von unseren Highlights nochmal erzählen, sowie unsere Lieblingsbilder hochladen.

 

  • Unser erstes Highlight war eigentlich unser Auto. Also der Minivan ;)

Dadurch waren wir spontaner und konnten auch andere Orte etwas weiter weg anschauen. Wir fühlten uns viel freier und ein Auto ist halt doch noch einmal parktischer.

Doch durch das Auto wurde uns auch die Verkehrssituation hier bewusst. Die Leute fahren hier echt manchmal wie die Verrückten, drängeln total, fahren egoistisch und kümmern sich nur um sich selbst. So kann man die Autofahrer am besten beschreiben glaube ich. Uns wurde aber schon von verschiedenen Menschen erklärt, dass das nur in Vancouver, also in der Stadt und Umgebung so ist. Als wir dann mal weiter nach Osten oder Norden gefahren sind, war der Verkehr echt besser und die Leute fuhren vorsichtiger und dachten auch eher voraus. Was uns aber hier am Verkehr gefällt ist, dass man an roten Ampel immer rechts abbiegen darf und auch rechts überholen darf (das werden wir in Deutschland vermissen!). Hier gibt es auch keine Vorfahrt gewähren Schilder und rechts vor links scheint hier auch ein „Fremdwort“ zu sein. Es gibt eigentlich fast nur Stoppschilder. An manchen Kreuzungen zwei, an manchen drei, an manchen vier und einmal haben wir sogar eine mit fünf Stoppschildern gesehen. Bei denen mit zwei Schildern muss man wie in Deutschland auf den Verkehr auf der Querstraße achten. Aber wenn es eine Kreuzung mit zum Beispiel vier Schildern gibt, dann malt der zuerst, der zuerst an der Kreuzung ist. Man muss also bei vielbefahrenen Kreuzungen drauf achten, wer zuerst da war und wann man selbst fahren darf.

Aber so langsam gewöhnen wir uns an den Verkehr und werden vermutlich auch in Deutschland abgehärteter sein und regen uns vermutlich nicht mehr so schnell über Drängler etc. auf.

Ach und Fahrschulen sind hier freiwillig. Nachdem der Fahranfänger einen Test gemacht hat, muss er 1-2 Jahre mit seinen Eltern fahren. Und stimmt, es gibt viel weniger Blitzer, vielleicht fahren die Leute deshalb hier so schnell ;)

Trotz allem funktioniert das ganze Chaos auf den Straßen unglaublich gut und es gibt echt selten Unfälle. Auch bei Sirenen wird immer artig auf die Seite gefahren, meistens aber erst, wenn der Krankenwagen/die Feuerwehr schon fast hinter einem ist.

Es ist sogar gesetzlich geregelt (glauben wir), dass Leute an Unfallstellen langsam vorbei fahren müssen. Auch werden große Feuerwehrlöschfahrzeuge meist so hingestellt, dass sie die Unfallautos und- stelle „abschirmen“, wir vermuten vor Gaffern und ähnlichem.

An Schulbussen, die Warnblinklicht anhaben, darf man in beide Richtungen nicht vorbeifahren.

Auch wenn sich unser Minivan nach kurzer Zeit verabschiedet hat, sind wir nicht traurig darüber. Unser neuer SUV ist viel cooler und praktischer...:) Sprit ist hier ja zum Glück billiger :D

 

  • Das nächste Highlight war unser Job und unsere Wohnung.

Es tat gut endlich was Gescheites zum Arbeiten gefunden zu haben, nachdem unser erster Job auf dem Bau echt komisch war. Da das auf dem Bau kein Spaß gemacht hatte und öde war, kündigten wir nach einem Tag schon. Das hing auch mit den Leuten auf der Baustelle zusammen. Als Frau fühlte ich mich dort einfach nicht wohl. Kisten rumtragen und putzen ist halt einfach auch nicht spannend. Daher waren wir umso erleichterter, als wir einen Job gefunden hatten, der uns Spaß machte UND das Glück hatten, zusammen arbeiten zu können. Der Job als Schulfotografen war zwar auch nicht immer leicht und teils echt nervenaufreibend, aber wir haben viel gelernt und wir hatten auch nette Kollegen dort, so dass es eigentlich fast immer Spaß gemacht hatte. Sogar eine Weihnachtfeier zum Abschluss der Saison gab es im Büro.

Das Schwierige war, nach der Saison als Fotografen, einen neuen Job zu finden. Oft bekommt man keine Antworten auf seine Bewerbungen und das ist dann unglaublich frustrierend. Ich hatte das das Glück, in der Waffelbäckerei einen neuen Job zu finden und durch meine Nachfrage, Können und Glück, da eine andere neue Mitarbeiterin nach kurzer Zeit kündigte, konnte Felix meinen Chef auch für sich gewinnen und er durfte auch dort arbeiten.

Das mit der Wohnung stellte sich auch als sehr schwierig raus. Eigentlich hatten wir ja eine Wohnung, aber die Frau hatte sich ja plötzlich nicht mehr gemeldet. Wir riefen an und es kam raus, dass sie nicht in Kanada, sondern in den USA ist und sie sich mit ihrer Vermieterin reden wollte, dass alles klappt. Wir hörten nie wieder von ihr. Doch irgendwie war das Glück für uns, denn dadurch fanden wir unsere jetzige Wohnung. Die ist super und wir leben für uns selber und haben alles was wir brauchen. Auch unsere Vermieter sind nett. Daher nehmen wir es auch in Kauf, dass die Kinder oben manchmal echt sehr laut sind. Wir dürfen sogar unser Auto in der Einfahrt parken.

 

  • Das nächste Highlight waren unsere größeren Ausflüge.

Wir fuhren einmal einen Rundweg, der war ca. 700km lang und einmal in die Nachbarprovinz Alberta. Genauer gesagt nach Banff, eine Stadt und einer der bekanntesten Nationalparks zugleich. Das sind von hier ca. 800km.

Banff liegt relativ nah an der Grenze von British Columbia und Alberta und bis wir dort waren dauerte es einfach 10h und wir waren auch gleich noch in einer anderen Zeitzone.

Für die Menschen hier sind diese Distanzen echt ein Klacks. Unser momentaner Chef fährt teils 6h um einen Freund nur zum Kaffee trinken zu besuchen. Dazu kommt dann nochmal die Rückfahrt. Das machen so viele Menschen hier und für die sind die Distanzen in Deutschland echt kurz. Eine unserer Arbeitskolleginnen sagte auch:“ Wozu braucht ihr in Deutschland Autos? Ihr könntet doch einfach laufen :)“  Wir haben uns auch voll dran gewöhnt und uns stört es nicht mehr, mal kurz für einen kurzen Ausflug zwei Stunden an irgendwelche schönen Seen zufahren. Oh und zur Info, Deutschland passt ungefähr 28 Mal in Kanada. Alleine schon in die Provinz British Columbia passt Deutschland 2 ½ Mal.

 

  • Das gehört zwar irgendwie zum Punkt darüber, aber die Landschaft hier ist für uns ein riesen Highlight.

D   Die 10h nach Banff kamen uns viel kürzer vor. Einfach weil es so viel zu sehen gibt und jede Ecke anders aussieht. Man kommt durch eine Bergkette und ist auf einmal in einer wüstenartigen Präriegegend an die sich nach einer Weile grüne Bergwälder mit azurblauen Flüssen und Seen anschließen. Während sich im Hintergrund die schneebedeckten Spitzen der Kanadischen Rocky Mountains gegen den Horizont abzeichnen.

Teils gibt es hier auch keine richtigen Straßen und manche „Highways“ bestehen kilometerweit nur aus Schotter. Das hat unserem Minivan damals echt nicht gefallen. Unser SUV liebt das dafür(wir auch :P).

Die Abgelegenheit und Wildnis ist so beeindruckend. Weiter im Landesinneren kommt einem teilweise ewig kein Auto entgegen und man sieht keine Menschenseele. Auch eine Begegnung mit Wölfen, Pumas oder Bären ist gerade in den menschenleeren Gebieten keine Seltenheit. So kann es passieren dass man anhalten und warten muss, weil sich ein Elch entschieden hat ein Sonnenbad mitten auf der Straße zu nehmen. In Kanada haben die Tiere Vorrang. Aber die Zeit in den Bergen scheint eh irgendwie endlos zu sein. Man muss auch aufpassen, dass man rechtzeitig am gewünschten Ziel ist oder für den Notfall mit warmen Decken, Essen und Getränken versorgt ist.  Gerade beim Wandern oder bei Ausflügen mit dem Auto, wenn man darin übernachten will, denn es ist unglaublich wie schnell es hier dunkel wird. Und wenn es hier erst einmal dunkel ist, dann aber so richtig. Da hilft nur Vollmond und Schnee, damit man wenigstens etwas sieht :D Oft hat man auch kein Mobilfunknetz, das heißt, dass man teils im schlimmsten  Notfall echt verloren wäre

Felix meinte gerade auch, dass die Weite hier einfach unbegreiflich ist und man es eigentlich selbst erlebt haben muss um es wirklich zu begreifen. Einfach ganz anders als Zuhause. Ach und es ist so cool, in bei einer Stadt zu leben, die am Meer liegt und direkt an Bergen!

 

  •  Ein weiteres Highlight war die Sichtung von unserem ersten Bären und bei Felix auch von Zweiten, den hab ich dank eines langweiligen Zeitungsartikel über Stuttgart 21 im Internet und trotz umdrehen verpasst. Das hat meine Meinung zu Stuttgart 21 nicht gerade verbessert :D

Dann haben wir ja noch einen Kojoten gesehen. Ich schrie zuerst zu Felix, „Da ist ein Puma!!! Nein ein Luchs!!! Oh ich meinte Kojote!“ (Also hier gibt es nicht nur Elche und Bären) und wir drehten extra um, damit Felix ihn auch sehen konnte. Da es nachts war, ging das ohne Probleme und der Kojote lief in großer Entfernung neben uns her. Er schaute oft zu uns rüber und wir winkten zurück. Das war echt schön. Leider konnten wir von allen Tieren keine Fotos machen, da es so schnell ging oder einfach zu dunkel war. Aber da zählt eben die Erinnerung, vielleicht haben wir ja auch noch die Möglichkeit auf unseren Reisen ein paar schöne Fotos zu machen….aus sicherer Entfernung.

 

  • Das klingt vielleicht komisch, aber das Wetter hier ist auch ein Highlight.

Klar, im Sommer ist es angenehm warm und man kann in kurzer Hose rumlaufen und im Winter ist es auch noch (verhältnismäßig zum Rest von Kanada) warm, aber wir haben nie geglaubt, dass es wirklich Wochenlang ohne Ende regnen kann! Es regnete teils über 3-4 Wochen. Das ist unter der Woche bei der Arbeit nicht schlimm, aber an den Wochenenden wäre Sonne manchmal echt schön. Leider ist es meistens andersrum: Wochenende regen und zum Wochenbeginn ist es teils traumhaft schön ;)

 Aber wir sind ja auch noch eine Weile hier und der Regen hat auch einen großen Vorteil:  Es ist hier für Winterverhältnisse echt relativ grün!

Ach und wer hat in Deutschland schon einmal Eisregen erlebt? Wir wünschen es niemanden, auch wenn es danach unglaublich schön aussieht, dass entschädigt nicht, kein Strom mehr oder ein eingefrorenes Auto zu haben und umgestürzte Bäume, die die Einfahrt blockieren.

 

  •   Was sonst noch keine Erwähnung gefunden hat:

-   Die Menschen hier sind unglaublich nett (außer wenn sie Auto fahren:D) und total hilfsbereit. Sie versuchen uns die beste Zeit zu ermöglichen und somit wurde uns auch echt schon entgegengekommen. Zum Beispiel bei der Kaution für die Wohnung, aber auch bei kleineren Reparaturen mit dem Auto oder sonstiges was mit dem Job zu tun hat.

Selbst die Grenzbeamten sind unglaublich nett gewesen und machen sogar Witze mit einem!

 

-   Geld, Geld ist natürlich auch etwas Schönes. Gerade dann wenn man vor einem Geldautomaten steht und Geld für die Miete abholen will. Naja irgendwie nicht, es kommen ausschließlich 20$- Scheine aus den Automaten. Wie geraten überhaupt andere Geldscheine in Umlauf? Wir wissen es nicht…

 

-   Das Essen hier ist auch recht gut und es gibt unglaublich viel zu probieren. Vor allem der Lachs ist spitze! Trotzdem geht nichts über gute alte Maultaschen oder Spätzle, Knuspermüsli, Brezeln und Sprudel. Die gigantischen Einkaufsläden hierzulande haben halt doch nicht alles, auch wenn wir schon Landjaeger Sausage und Black Forest Ham erspäht haben. Anfangs kamen wir mit den Dimensionen und der Auswahl gar nicht zurecht, aber inzwischen haben wir es so langsam verstanden. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dann bestehen die Einkaufsläden meistens zu weniger als 50% aus Lebensmitteln und größtenteils aus Klamotten und sonstigem Zeug für den Haushalt.

 

Auch wenn am Anfang nicht alles rund lief, bereuen wir hier noch keine Sekunde. Wir haben so viel verschiedenes erlebt, was uns bis jetzt schon verändert hat, gestärkt hat, teils auch die Augen geöffnet hat. Das tut uns als Personen total gut und wir werden mit ganz anderen Augen zurück nach Deutschland gehen. Wir merken auch, dass unser Englisch sich verbessert hat, auch wenn wir manchmal so müde und unkonzentriert sind, dass wir eine Mischung aus Deutsch und Englisch sprechen und niemand uns versteht, wir uns aber gegenseitig auslachen.

 

Wir würden jedem ein Auslandsjahr empfehlen, da es einfach eine einzigartige Erfahrung ist. Man lernt ein anderes Land und seine Bewohner richtig kennen, bemerkt wie unterschiedlich und doch ähnlich im Vergleich zu Zuhause alles ist, meistert Herausforderungen und überwindet Enttäuschungen. Man verlässt seine Komfortzone, entfaltet seine Persönlichkeit und entwickelt sich weiter und dass ist auf jeden Fall etwas, auf das man sein Leben lang stolz sein kann. :)

 

Ohne unsere Familien hätten wir das aber auch nicht geschafft, da sie uns immer unterstützen und uns fast jedes Wochenende ertragen:) Es tut gut, dass man weiß, dass geliebte Leute hinter einem stehen, einem den Rücken stärken und in schwierigen Situationen helfen. Wir haben euch lieb und sind euch so dankbar! :))

 

Danke auch an alle Leute, die unseren Blog verfolgen und uns bisher einen lieben Kommentar im Gästebuch hinterlassen haben! Darüber freuen wir uns immer sehr und auch darüber, dass Leute aus der Heimat an uns denken und den Blog überhaupt lesen.

 

 

Wir freuen uns, was dieses Jahr auf uns zu kommt und können unseren Roadtrip und unsere Heimreise gar nicht mehr erwarten. Wir sind so gespannt auf alle unsere Erlebnisse und Erfahrungen und werden die natürlich weiterhin mit euch allen teilen:) 

 

Liebe Grüße von Simone und Felix

Unsere größten Wochenendausflüge bisher. Von Surrey über Lillooet nach Merritt und wieder zurück nach Surrey, von Surrey in Banff National Park und von Surrey zum Deception Pass in den USA (Natürlich nicht am Stück).
Unsere größten Wochenendausflüge bisher. Von Surrey über Lillooet nach Merritt und wieder zurück nach Surrey, von Surrey in Banff National Park und von Surrey zum Deception Pass in den USA (Natürlich nicht am Stück).