17. September 2017

In den letzten Tagen ist so viel passiert, dass wir gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen.  Am Mittwoch, den 13. September hatten wir unser Bewerbungsgespräch beim Fotografen. Davor hatte ich noch ein Bewerbungsgespräch als Tellerwäscher. Für mich war das total aufregend, mein erstes richtiges Bewerbungsgespräch in Kanada. Doch glücklicherweise lief alles ohne Probleme und ich könnte den Job haben.

 

Überglücklich fuhren wir zum Zeitvertreib an einen Strand bei Vancouver, bevor es zum Fotografen ging. Der Strand war total schön, leider konnten wir nicht zu lange dort bleiben. Dass lag nicht nur am Termin. Um an Strand zu kommen, musste man einen Bahnübergang überqueren. Zufälligerweise kam genau in dem Moment ein Zug und wir mussten warten und warten und warten, bis der Zug vorbei war. Die Züge sind hier in Kanada nicht so kurz wie in Deutschland und man wartet 2 Minuten am Übergang, sondern die Züge sind mehrere Kilometer lang und man wartet 5-10 Minuten, bis man den Bahnübergang überqueren kann. Für uns war es trotz der langen Wartezeit voll faszinierend!:)

 

Nachdem wir dann am Strand waren, ging es zum Fotografen. Der Termin war für uns beide und es lief super. Die beiden, die uns „interviewten“ waren begeistert und wollen uns am liebsten sofort anstellen, doch wir wollten noch etwas Bedenkzeit. Insgeheim war uns aber klar, dass wir den Job nehmen werden. Kurz gesagt besteht der Job daraus, dass wir eine Art Fotostudio an einer  Schule aufbauen und dann die ganzen Kinder dort fotografieren. Obwohl uns klar war, dass das anstrengend werden kann, nahmen wir den Job an, da es für uns beide auch psychisch besser ist, wenn wir zusammen arbeiten können. Glücklicherweise werden die Fahrzeiten zu den Schulen bezahlt, genauso wie das Spritgeld.

 

Am nächsten Tag stand bei mir noch ein weiteres Bewerbungsgespräch an. Auch wieder als Tellerwäscher. Auch das lief gut und sie wollten mich am liebsten gleich zur Probearbeit dabehalten. Doch da wir ja bereits einen Job hatten, gelang es mir, das zu verhindern. Nach dem Gespräch gingen wir Walmart erkunden. Das ist eine Supermarkkette mit rieeeeeesen Geschäften und billigen Preisen. Das war echt spannend für uns.

 

Am Freitag machten Felix und ich dann noch einen Ausflug, bevor wir am Samstag packen mussten. Wir fuhren Richtung Norden und wollten zuerst in ein Naturschutzgebiet. Blöderweise war das Naturschutzgebiet auf der anderen Seite eines Flusses und es gab keine Brücke rüber. Selbst Google Maps sagte, dass es dorthin keine Strecken mit dem Auto gibt. Enttäuscht liefen wir etwas am Fluss entlang und einen Schotterweg. Nach einiger Zeit tauchte plötzlich ein Schild auf, auf dem stand, dass dort ein Indianerreservat sei und dass  man nicht mehr weiter laufen darf. Schließlich drehten wir um und wollten zum anderen Zielpunkt fahren. Blöderweise lag das auch wieder auf der anderen, unerreichbaren Seite des Flusses…:D Wir wollten aber nicht umsonst so weit fahren und sahen im Internet noch ein Wasserfall ganz in der Nähe. Dort fuhren wir dann hin und endlich hatten wir Glück! Der Wasserfall war großartig. Wir liefen dort noch einige Zeit rum, bevor wir wieder zur Unterkunft fuhren. Als wir im Auto waren, meldete sich unsere zukünftige Mitmieterin und teilte uns mit, dass wir das Zimmer doch nicht haben können, da sie aufgrund eines familiären Notfalls zurück in die USA gehen musste (ob das Stimmt, lassen wir mal dahin gestellt) und uns keine Schlüssel geben kann. Auch die richtige Vermieterin meldete sich nicht bei ihr. Total überfordert fuhren wir zurück in unsere Unterkunft. Uns war klar, dass wir ab Samstag kein Dach überm Kopf haben werden. Gedankenverloren schaute ich während der Fahrt aus dem Fenster, als ich plötzlich etwas sah, was ich mir nicht in meinen tiefsten Träumen hätte vorstellen können. Auf einem kleinen Weg neben der Straße lief ein BÄR!!! Ich war total fassungslos und voller Freude. Felix hatte den Bär nicht gesehen, aber wir drehten um und er hatte Glück und konnte ihn noch in der Ferne erspähen. Das machte uns so glücklich, auch wenn wir in einer total blöden Situation gefangen waren.

 

Den restlichen Abend verbrachten wir also damit, Leute anzuschreiben, die ein Zimmer vermieteten und uns nach Hotels umzuschauen. Hostels waren leider alle ausgebucht und die Hotels waren alle übertrieben teuer. Da es irgendwann Nacht wurde, wussten wir, dass sich an dem  Tag nichts mehr erreichen können. Also gingen wir schlafen uns hofften, dass sich vielleicht jemand meldet. Leider passierte das nicht und am Samstagmorgen mussten wir die Unterkunft verlassen. Kurzerhand buchten wir ein Motel. Doch bevor wir das beziehen konnten, hatten wir noch ein Einarbeitungstraining beim Fotografen. Unsere Chefin war total lieb und half uns dabei, ein Zimmer zu finden und gab uns ganz viele Internetseiten.

Nach dem Training, wir mussten üben, dass Fotostudio auf- und abzubauen, sowie mit den Kameras umzugehen, fuhren wir in das Motel. Wir waren total entsetzt als wir ankamen. Es stank und sah aus, als wäre das Zimmer seit 70 Jahren nicht mehr verändert worden. Auch das Bett war einfach nur widerlich. Doch da wir keine andere Möglichkeit hatten, mussten wir dort schlafen. Leider hatten wir dort zwei Nächte gebucht. Aber wir wollten dort keine weitere Nacht mehr verbringen und suchten mal wieder nach einem AirBnB. Glücklicherweise fanden wir eine Unterkunft ganz in der Nähe und auch die Leute waren damit einverstanden, dass wir so spontan dort übernachten dürfen. Also checkten wir aus und der nette Herr an der Rezeption gab uns sogar das Geld für die zweite Nacht zurück. Erleichtert fuhren wir in unsere neue Unterkunft.

 

Später wollten wir noch ein Zimmer anschauen, da wir die Unterkunft hier nur für 2 Wochen haben, aber komischerweise war niemand dort da. Genervt gingen wir einkaufen. In unserer Unterkunft gibt es nur eine Mikrowelle, also wir müssen mit Fertigessen auskommen, aber damit kommen wir klar. Wir hoffen jetzt also, dass wir eine neue Unterkunft ab dem 1. Oktober finden und dass wir dort dann mehr Glück haben.

 

Jetzt gehen wir mal schnell schlafen, weil morgen unser erster Arbeitstag losgeht und wir total gespannt sind, was uns erwartet. Außerdem hoffen wir, dass wir gaaaaanz viele Überstunden machen werden, sodass wir mehr Geld verdienen werden.

 

Liebe Grüße nach Deutschland

 

 

Felix und Simone