13. November 2017

Auch letzte Woche arbeiteten wir nicht jeden Tag. Am Freitag war mal wieder irgendein pädagogischer Tag für die Lehrer, was uns nicht sehr glücklich machte, da wir das Geld mehr als brauchen können.

 

Naja, trotzdem hatten wir eine echt interessante Woche. So wurde ich zum Beispiel von einem Arbeitskollegen angemacht, obwohl er wusste, dass ich mit meinem Freund hier bin, aber er hatte sich wohl trotzdem irgendwelche Hoffnungen gemacht. Aber als Felix dann kam um mich abzuholen, er war an einer anderen Schule, betonte er nochmal, dass ich seine Freundin bin. Ab dieser Sekunde hatte der Typ kein Wort mehr mit mir geredet. 

 

Da ich am Mittwoch eine Art Arbeitsunfall hatte, mir ist etwas von meinem Set kaputt gegangen und fast auf den Kopf gefallen, wollte ich nur noch Wochenende haben. Trotzdem musste ich irgendwie organisieren, dass mein Ersatzteil geliefert wird, dass ich weiter aufbauen konnte. Lustigerweise wurde mir das falsche Ersatzteil von jenem Arbeitskollegen geliefert, der mich am Tag zuvor angemacht hatte… Also musste ich noch länger warten und irgendwann hatte ich nur noch meinen Felix gebraucht. Zum Glück ging der Tag auch rum und am Donnerstag konnten wir mal wieder zusammen arbeiten. Das war toll. Wir waren in Chilliwack, eine Stadt ca. 100 km östlich von Vancouver, an einer holländischen Schule und als wir dort ankamen stieg uns der wunderbare Geruch von Landluft in die Nase. Das tat so gut, dass wir bald mal an einem Hofladen vorbeigehen werden, um uns etwas frische Milch zu kaufen J

 

Irgendwie ist uns noch was sehr spannendes, aber auch Trauriges passiert.

Am Montag waren wir in Abbotsford, eine Stadt ca. 50km östlich von Vancouver. Auf dem Rückweg wunderten wir uns über Hubschrauber und viel Polizei in der Stadt. Irgendwann, einige Tage später, las ich im Internet, dass am Montag zu der Zeit als wir in Abbotsford gearbeitet hatten, ein Polizist auf offener Straße erschossen wurde. Wir waren voll schockiert, aber verfolgten das nicht mehr weiter.

Als wir dann aber am Donnerstag aus Chilliwack an Abbotsford vorbei zurück fuhren, standen überall auf fast jeder Brücke, selbst auf dem Highway, Polizeiautos, Feuerwehrfahrzeuge, Krankenwägen (manche hatten eine Kanadaflagge aufgespannt), sowie viele Menschen. Wir waren echt verwirrt und fingen an im Internet nachzuschauen, was los ist.

Es kam also raus, dass der Leichnam des verstorbenen Polizisten, von Vancouver zurück nach Abbotsford eskortiert wird. Der Konvoi fuhr an uns vorbei und es waren über 20 Polizeiautos, die ihren Kollegen und dessen Familie eskortierten. Dafür wurde sogar kurzzeitig der Highway auf der anderen Straßenseite gesperrt.

Wir waren danach so dankbar, dass es uns gut geht und mussten dass alles erst einmal verdauen.

 

Am Freitag hatten wir dann frei. Wir gingen also mit unsrem Besuch einkaufen und erkundeten danach einen kleinen Park in unserer Nachbarschaft und powerten uns danach auf einem Spielplatz dort aus. Schaukeln ist schon was Schönes…;) Danach bereiteten wir einen selbstgemachten und sehr leckeren Kartoffelbrei zu und genossen den Abend.

Am Samstag stand dann endlich wieder ein Ausflug an! Wir fuhren mal wieder Richtung Whistler. Kurz dahinter sollte nämlich eine Art Geisterstadt, also ein verlassener Ort sein. Um dorthin zu kommen, wollten wir eigentlich weiter vorne parken, bemerkten aber mal wieder wie nötig ein Allradantrieb in Kanada eigentlich ist. Da wir das nicht haben, kamen wir einen etwas steileren und matschigeren Berg nicht hoch. Und ja, wir wurden deshalb von anderen Spaziergängern ausgelacht:D

 

Naja, also mussten wir etwas länger laufen, womit wir auch kein Problem hatten. Wir liefen also ohne Probleme mit unserem Zweibeinantrieb den matschigen Berg hoch, über eine nicht sehr ganze Brücke ging es vorbei an Bahngleisen und einem alten Jeep, der mitten im Gebüsch stand, durch den Wald bis wir irgendwann endlich ankamen. Es hatte mit regnen angefangen und wir waren klitsch nass, aber nach 2 Stunden und einigen falsch genommenen Wegen, kamen wir endlich an den ersten Baracken an. Die meisten Häuser der alten Holzfällerstadt waren schon in sich zusammen gefallen, aber ein Haus stand noch. Das stank zwar etwas, aber es war echt interessant, auf wie wenig Raum die Leute früher gelebt hatten. Vor allem auch, wie sie gelebt hatten. Überall lag Geschirr oder sonstiges Zeug rum, was an Menschen erinnerte, aber das coolste an dem Ort waren zwei verkommene Autos. Eins war ein alter Lieferwagen, bei dem sogar noch das Bremspedal funktionierte (Das wurde von mir persönlich getestet, aber da das nicht bei jedem Auto hier der Fall zu sein scheint, da hier alle so drängeln, sollte ich vielleicht doch den TÜV nach Kanada bringen) und das andere war ein alter Viersitzer, der in den Jahren zum Cabrio zerfallen ist.

 

Irgendwann hörten wir noch von den Bahngleisen aus ein tuten und wir rannten schnell zu den Gleisen. Dort warteten wir eine Weile und dann kam dort ein Zug vorbei. Wir winkten dem Zugführer und der freute sich total und hupte noch einmal extra laut für uns und winkte zurück. Wir vier hatten uns voll gefreut, dass wir dem Menschen eine Freude bereitet hatten.

 

Irgendwann mussten wir dann zurück und da es bereits dunkel wurde, mussten wir den kürzesten Weg nehmen. Dieser ging leider an den Bahngleisen entlang. Genauer gesagt mussten wir auf den Gleisen laufen… Ich fühlte mich damit überhaupt nicht wohl, aber wir wussten, dass die Züge hier oft hupen, laut sind und auch ziemlich hell, deshalb vertrauten wir darauf, dass wir wieder gesund an unserem Auto ankamen, was wir auch glücklicherweise taten. Trotzdem fanden wir auf dem Rückweg noch eine alte Schrotflintenhülse und ich wollte dann nur noch schneller zurück!

 

Als wir fast wieder zurück an unserer Wohnung waren, stand plötzlich mitten auf der Straße in unsere Fahrtrichtung ein Auto umgedreht, d.h. ein Falschfahrer bzw. –steher. Verwunderlich, da die zwei Fahrtrichtungen doch durch eine Leitplanke getrennt waren. Unerklärlich wie das Auto dort hingekommen war, da es da einfach nur stand, ohne Unfall und gar nichts. Wir wunderten und amüsierten uns wieder einmal über das „Können“ der Autofahrer hier.

 

Am Sonntag regnete es dann den ganzen Tag in Strömen und wir schrieben deshalb weiter fleißig Bewerbungen, bis wir abends Kim und Caro, unsere Gäste, zu ihrer neuen Unterkunft in Abbotsford fuhren.

 

Heute war dann genauso ein Tag wie gestern. Da am Samstag ein Feiertag war und Feiertage die aufs Wochenende fallen unter der Woche nachgeholt werden, hatten wir heute frei, aber morgen müssen wir dann wieder arbeiten. Am Mittwoch haben wir dann frei, aber der Felix darf in einer Dokumentation mitspielen und wir sind echt gespannt wie das wird. Es ist eine Dokumentation über den zweiten Weltkrieg. Mal sehen, was er erzählen wird!

 

Liebe Grüße nach Deutschland

 

 

Felix und Simone