9. Oktober 2017

Die letzte Arbeitswoche kam uns vor wie eine Ewigkeit. Irgendwie lief nicht alles so wie gewollt und viele der Kinder waren sehr anstrengend. Wir arbeiteten insgesamt mit Fahrzeit knapp 55 Stunden und fieberten daher auf das Wochenende hin. Dieses Wochenende ist ein langes Wochenende, da heute (Montag) Thanksgiving (=Erntedankfest) in Kanada gefeiert wird.

 

Daher beschlossen wir, dass wir am Wochenende etwas Tolles machen werden. Wir entschieden uns für einen Roadtrip, der von unserem Wohnort über Whistler, einem berühmten Skiort, dort fanden auch mal die Olympischen Winterspiele statt, über Pamberton und Lillooet und dann über Hope wieder zurück. Da wir bereits wussten, dass wir das alles nicht an einem Tag schaffen werden, kauften wir uns am Freitagabend noch eine Matratze. Schlafzeug hatten wir bereits früher gekauft.

 

Also schliefen wir am Samstag entspannt aus, führten noch Skype-Gespräche und dann packten wir das Auto. Wir klappten alle Sitze um und legten die Matratze rein. Zu unserer Verwunderung passte sie perfekt rein! Da wir noch nicht wussten, wo wir übernachteten, fuhren wir zuerst noch zu einem Outdoorladen und kauften Bärenspray. Das ist wie Pfefferspray nur viel stärker und wird bei einer unangenehmen Begegnung mit einem Bären in Richtung des Bären gesprüht. Der Sinn der Sache ist dann, dass der Bär wegrennt!;)

 

Mit dem Bärenspray im Gepäck, durch das wir uns dann auch gleich viel sicherer fühlten, ging es endlich los. Wir fuhren 2-3 Stunden nach Whistler und kauften uns im „Tim Horton`s“, einer kanadischen Fast-Food Kette, erstmal was zum Abendessen. Da die Angestellte etwas falsch machte und wir eine Weile warten mussten, gab es für uns noch einen gratis Wrap dazu. Glück für unsJ.   

 

Mit vollem Bauch machten wir uns dann auf die Suche nach einem Schlafplatz.

Nach einiger Zeit suchen fanden wir einen Parkplatz bei irgendwelchen Wasserfällen. Wir krochen nach hinten auf die Matratze und wollten gerade schlafen gehen, als irgendwelche Halbstarken mit lauter Musik und lauten Autos auf den Parkplatz fuhren. Nach einiger Zeit wurden diese zwar wieder leise, aber irgendwann fingen sie plötzlich an, lautstark irgendwelche (vermutlich indianischen) Lieder zu singen. Naja, irgendwie schafften wir es trotzdem zu schlafen. Das sogar recht gut.

 

Morgens fuhren wir dann weiter um uns den Sonnenaufgang am Lillooet See anzuschauen. Wir bogen also auf die Straße in die Richtung des Sees ab. Irgendwie stellte sich aber raus, dass diese (offizielle) Straße, keine richtige Straße ist, sondern eine erdige Schotterpiste!:D Wir fuhren die Straße knapp 5 Kilometer bis zum Zielort und brauchten dafür ungefähr 30 Minuten. Naja, schließlich erreichten wir den See und verpassten wegen der Wolken auch keinen Sonnenaufgang. Wir blieben noch eine Weile am See, genossen die Ruhe und Schönheit und fuhren dann weiter nach Pamberton. Die Straße zwischen Pamberton und Lillooet war super schön. Man fuhr durch Täler oder auf Bergstraßen und an Steilhängen entlang und wir hatten dabei eine wunderschöne Sicht auf die Berge und die früh-herbstlich, gefärbten Bäume.  Wir fuhren vorbei an wunderschönen Seen, auf denen sich die Berge spiegelten bis zu einem See kurz vor Lillooet, der aussah, als wäre er irgendwo in der Wüste. Die Berge dort waren braun und sandig und es gab nur wenige Bäume. Das Wasser war total türkis, aber leider waren dort unglaublich viele Mücken. Deshalb fuhren wir schnell weiter nach Lillooet. Dort wollten wir frühstücken, aber Lillooet stellte sich als eine sehr sehr kleine Stadt raus, in der es kaum Läden gab. Also kauften wir etwas zum Essen an einer Tankstelle und fuhren weiter.

 

Die Straße nach Hope ging ebenfalls über Bergstraßen und an steilen Hängen, sowie an alten und verranzten Dörfern vorbei. Irgendwann kamen wir dann in einen Canyon. Plötzlich begann sich der Verkehr vor uns zu stocken und wir sahen, dass Polizisten an der Seite standen und offensichtlich eine Kontrolle durchführten. Wir beide waren schon etwas panisch, aber der Polizist wollte nur wissen, ob wir Angel- oder Jagdequipment oder sogar Waffen dabei haben. Wir verneinten und durften weiter fahren. Wir fanden es total lustig, dass in Kanada auch die Polizisten nachfragen, wie es einem geht und einem eine sichere Fahrt wünschen, obwohl diese unter Zeitdruck standen und dabei trotzdem noch so freundlich sind. Naja, weiter ging die Fahrt. Doch irgendwann begann der Verkehr erneut zu stocken und nichts ging mehr voran. Irgendwann kam uns dann ein Auto entgegen und der Fahrer erzählte, dass es auf dem Highway ein Unfall gab und die Straße vermutlich noch mehrere Stunden gesperrt sein wird. Toll… Wir gaben also eine alternative Route in unser Navigationssystem ein und die alternative Route war einfach 3 Stunden(!) länger. Aber wir wollten lieber fahren, als noch Ewigkeiten zu warten. Also kehrten auch wir um.

 

Es hieß also, die Straße wieder zurück zu fahren und dem Navigationssystem zu vertrauen. Der Umweg führte über Merritt, einer weiteren Kleinstadt. Der Weg nach Merritt war total aufregend, da wir durch ein Indianerreservat fuhren und die Landschaft einfach total anders aussah. Sandige Berge und wenig Bäume und einfach auch wieder wie in einer Wüste. Irgendwann sah ich aus dem Fenster heraus einen Weißkopfseeadler, den ich aber leider nicht fotografieren konnte. Kurze Zeit später war die Straße durch Tiere blockiert wurde. Wir vermuten, dass es sich um Gämse handelte, sind uns aber nicht sicher und ein Kanadier schrie in unsere Richtung, dass diese Tiere überall sind. Wir mussten lachen und fuhren weiter. Endlich waren wir dann in Merritt und auf dem Weg nach Hope. In Hope holten wir uns was zum Abendessen und machten uns endlich auf den Heimweg.                        

Wir waren unglaublich froh, als wir nach knapp 900 Kilometern und fast 11 Stunden Fahrzeit (es kam uns irgendwie nicht so viel vor) endlich in unserer Wohnung ankamen.

 

Auch auf diesem Trip haben wir wieder gemerkt, wie freundlich Kanadier sind. Jeder fängt an, sich mit einem zu unterhalten, egal wo man ist. Was wir aber auch leider mal wieder gespürt haben, ist die unangenehme Fahrweise der Kanadier. Kanadier fahren mindestens 20km/h schneller als erlaubt und drängeln total. Lustigerweise sagen die Kanadier selber, dass der Verkehr hier in Vancouver extrem schlimm ist.

 

Heute genießen wir dann den freien Tag und entspannen, bevor morgen die Arbeit wieder ruft.

 

Liebe Grüße aus Kanada

 

 

Felix und Simone