21. November 2017

Nachdem es Simone letztes Mal angekündigt hatte, stammt dieser Eintrag diesmal von mir. Sich so einen Blogeintrag einfallen zu lassen ist echt gar nicht so einfach, den richtigen Einstieg zu finden und so zu schreiben, dass hoffentlich keiner einschläft. :-D

 

Ich will´s trotzdem nicht unversucht lassen, da diesmal Simone auch leider nicht dabei sein konnte. Die wollten dort wohl nur glattrasierte(das erste Mal seit Jahren, es hat schon vor dem Drehen geblutet), deutsche Männer um irgendwelche Drehaufnahmen von Soldaten aus dem zweiten Weltkrieg zu machen.

 

Schon der Weg zum Drehort war recht interessant, da auf diesem Filmgelände haufenweise alte Autos, Panzer, Trucks, Hubschrauber und anderer Schrott herumstanden, unter anderem auch eine britische Telefonzelle, die recht herausgestochen ist.

 

Naja, wie auch immer, nachdem mir dort die anderen „Soldaten“ zwei Kanadier und zwei Deutsche vorgestellt wurden, bekam ich eine Uniform in die Hand gedrückt, beim Anziehen wurde es mir ein bisschen mulmig, wegen dem Reichsadler mitsamt Hakenkreuz aber dann ging es auch schon los. Ein kurzer Fußmarsch zum nächsten Grundstück, auf dem gerade große Reste, irgendwelcher Holzfällarbeiten verbrannt wurden, bekamen wir noch Waffen (keine Echten natürlich!) und anschließend startete das Drehen. Angefangen hatte es, bei irgendwelchen Szenen, in denen wir einfach nur vor dem Feuer auf und ab laufen sollten, ging es recht schnell in Gerenne, Gekrieche und Gekämpfe über. Und das ging dann auch irgendwann echt auf die Muskeln und Knochen, ich hätte nie gedacht, dass Schauspielern so anstrengend sein kann. Man muss auf echt viele Dinge achten, z.B. nicht direkt in die Kamera zu schauen, auf die Anweisungen des Regisseurs zu achten, diese glaubhaft umzusetzen und vor allem nicht los zu lachen, wenn ein anderer Komparse mal wieder ausgerutscht und sich im Schlamm auf den Hintern gesetzt hatte. So ging es dann eine Weile weiter, bis auf einmal ein Bagger in die Dreharbeiten gefahren kam und dessen Besitzer uns echt freundlich mitteilte, dass wir auf Privatbesitz seien, darauf nichts verloren hätten und doch wo anders weitermachen sollten.

 

Also machten wir, nachdem wir uns kurz im Umkleidezelt ausgeruht hatten an anderer Stelle weiter. Dort erfuhren wir auch, dass es sich wohl um eine 6-teilige Doku-serie von National Geographic handelt, die 2018 oder 2019 dann auch im Fernsehen laufen soll. Also Augen offen halten ab nächstem Jahr. ;-) Mit den Drehaufnahmen ging es weiter bis zum Mittag, man bewarf uns mit Laub und Dreck, wir mussten durch Schlamm kriechen und uns durchs Unterholz kämpfen, ich wurde sogar „erschossen“ und kann sagen, dass Kunstblut echt nicht gut schmeckt. Nach dem Mittag wurde es Kleidungstechnisch noch schlimmer, da kam die Kostümfrau dann auf einmal mit SS-Uniformen an, die wir anziehen und die richtig Bösen darstellen sollten. Die andern zwei Deutschen haben sich da auch voll rein gesteigert und voll mitgemacht, also dann auch rassistische Sachen rumgebrüllt um halt authentisch zu wirken. Allerdings war mir das ziemlich unangenehm und ab so ungefähr dem Zeitpunkt konnte ich dann den Drehschluss und somit den Feierabend nicht mehr erwarten, zumal ich meine süße Simone auch schon schrecklich vermisst hatte.

 

Es ging dann noch ein paar Stunden weiter, sogar im Dunkeln haben die Kameramänner noch ein paar Aufnahmen haben wollen, jedoch war der Drehtag dann nach 8,5 Stunden schlussendlich vorbei. Noch schnell umgezogen und die Kostüme weggeräumt und ab ging es Richtung Straße, wo auch schon Simone mit einem heißen Latte auf mich wartete. J

 

Die restliche Woche ging relativ schnell rum, es gab außer einen Tag nicht mehr wirklich viel Arbeit für uns zu tun und wir ahnten schon, dass das Ende der Saison und somit für uns das Ende unseres Arbeitsvertrages nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Am Wochenende entschieden wir uns ein paar Autohändler abzuklappern und ein paar Termine mit Privatverkäufern aus zu machen. Denn wie auch das Ende unseres Arbeitsvertrages, scheint auch das Ende unseres Mini-Vans gekommen zu sein. Vor einer Weile hat es angefangen an allen möglichen Stellen zu quietschen, knarzen und lauter andere komische Geräusche zu machen. Dazu kommt noch, dass der Motor Öl verbrennt, Kühlwasser verdampft und die Räder bei allen möglichen Gelegenheiten entweder Durchdrehen oder Blockieren. Und nachdem wir auch schon zweimal fast stecken geblieben sind, beschlossen wir uns nach Allrad-Autos umzusehen (was uns auch inzwischen sehr oft dringlichst empfohlen wurde) und falls ein nettes dabei sein sollte und es finanziell machbar wäre es zu kaufen.

 

10 Autos später verließ uns doch so langsam der Mut, seltsamerweise hatte jedes einzelne dieser Fahrzeuge irgendein Problem, seien es Probleme mit der Benzineinspritzung, dem ABS, den Airbags, zu viele Kilometer, oder auch der Steuerkette. Alte Autos hin oder her, wir hatten uns einfach etwas mehr erhofft.

 

Also fuhren wir ohne große Erwartungen gestern nach der Arbeit zum vorletzten Besichtigungstermin, um nur voll überrascht zu werden. Die Autoverkäufer stellten sich als ein supernettes, deutsches Pärchen vom Bodensee heraus, dass am Ende Ihres Auslandsjahres angekommen ist und sich auf den Rückflug vorbereitete. Wir waren total überrascht, begeistert und kamen sofort super gut mit den Beiden zurecht. Irgendwann machten wir noch eine kurze Probefahrt mit dem Auto, das übrigens 8 Zylinder hat und den Namen „Bruno“ bekommen hat ;-) und technisch sowie optisch in einem Super Zustand ist. Anschließend blieben wir noch locker 2 Stunden bei unseren neuen Bekannten und lauschten Ihren Erzählungen von den Stränden Kaliforniens an denen man mit dem Auto entlang fahren und wohl auch recht gut schlafen kann, von Strecken durch Utahs Wüsten- und Canyonlandschaften, aber auch von Kanadas eisigem Schneegebirge. Lustiger weise hat es den beiden in Revelstoke am besten gefallen, ein Ort an dem wir auch schon die kräftigen Herbstfarben genossen und uns total wohl gefühlt haben.

 

Irgendwann schafften wir es dann doch nach Hause und ins Bett, uns war eigentlich schon abends klar, dass wir das Auto nehmen würden, es war einfach ein total gutes Angebot, trotzdem sagten wir den Beiden erst am nächsten Tag Bescheid. Darüber haben sich die Beiden dann auch total gefreut.

 

Wir sind gespannt was das Auto so offroad im Schnee und Matsch kann und freuen uns schon mega die erste Nacht darin verbringen zu können (Wir durften das Selfmade Bettgestell auch gleich mit übernehmen).

 

Wenn wir schon gerade beim Auto fahren sind, wir haben zufällig noch mitbekommen, dass man hier mit dem deutschen Führerschein und einem Working Holiday Visum, wie wir es haben, nur 3 Monate fahren darf, da wir als „Locals“ betrachtet werden, also als Einheimische. Da wir nun schon fast 3 Monate hier sind, mussten wir am Wochenende auch noch unseren Führerschein umtauschen lassen. Das heißt, dass der deutsche Führerschein nun weg ist und wir einen kanadischen Führerschein beantragen mussten (Zwei Führerscheine zu besitzen ist illegal).

 

Damit wir den Führerschein bekamen, mussten wir dann noch einen Sehtest machen, 3 kurze Fragen zum Verkehr hier beantworten (denen war es egal, ob man richtig oder falsch geantwortet hat, sie haben es bei falschen Aussagen nur noch einmal richtig gesagt) und hübsche Fotos machen lassen.

 

Somit komme ich dann auch mal zum Ende des Eintrags und hoffe dass noch alle wach sind. :-D

 

Wir halten euch weiter auf dem Laufenden und wünschen viele, liebe Grüße aus Kanada ;)

 

Simone und Felix

 

P.S. Wir haben von einem Arbeitskollegen erfahren, dass vor einigen Jahren in einer Stadt hier um die Ecke, Führerscheine illegal verkauft worden sind. Man konnte nie nachweisen, wer ohne eine Prüfung zu machen, einen Führerschein gekauft hatte, somit wird vielleicht auch die Frage geklärt, warum hier alle so schlecht Auto fahren…

 

 

P.P.S.: Da es die ganze Woche geregnet hat, konnten wir leider kaum Bilder machenL